Was ist und will der Schottische Ritus?
Der Alte und Angenommene Schottische Ritus ist das weltweit am meisten verbreitete System vertiefender und weiterführender Grade. Seine Mitglieder gewinnt er aus Brüdern, die aus regulären Freimaurerlogen kommen und den Meistergrad erreicht haben, in Deutschland insbesondere aus der Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland (nicht jedoch von Großlogen, die ein eigenes System weiterführender Grade oder Erkenntnisstufen besitzen). Die Mitglieder werden in den Schottischen Ritus berufen, d. h. sie können sich nicht bewerben.
Der Alte und Angenommene Schottische Ritus ist eine in mehr als zweihundert Jahren gewachsene internationale brüderliche Gemeinschaft und weltweite Bruderschaft. Der deutsche Zweig wird durch seinen Obersten Rat repräsentiert. Dieser ist eine unabhängige freimaurerische Obödienz und territorial souverän. Oberste Räte gibt es in mehr als sechzig Staaten. Der Oberste Rat für Deutschland unterhält zu den meisten von ihnen – ebenso wie zu den Freimaurerorden Skandinaviens – freundschaftliche Beziehungen. Mit der Großen National-Mutterloge “Zu den drei Weltkugeln” und der Großen Landesloge der Freimaurer von Deutschland – Freimaurerorden – bestehen Besuchsregelungen hinsichtlich der weiterführenden Grade (Erkenntnisstufen).
Die internationale Einbettung der Obersten Räte hat ihren Ausgangspunkt bereits in den Großen Konstitutionen von 1786. Die Souveränität für den eigenen Bereich wird ergänzt durch den brüderlichen Kontakt der Obersten Räte, der insbesondere in einer Zeit der Globalisierung und der internationalen Mobilität vieler Brüder wertvoll ist. Von Anbeginn an war es das Ziel der Obersten Räte des AASR, durch rege Kontakte das gegenseitige Verstehen zu fördern und somit der Verwirklichung von Freiheit und Frieden zu dienen. Gerade dieser Umstand hat während der nationalsozialistischen Herrschaft zum Verbot des AASR und teilweise zur Verfolgung seiner Mitglieder geführt.
Der Schottische Ritus will in international übereinstimmenden Stufen das freimaurerische Ideengut seiner Brüder vertiefen. Die Grade vermitteln sittliche Grundsätze, die in der Geschichte der Menschheit Gutes bewirkt und deshalb gültige Bedeutung gewonnen haben. Der Ritus regt seine Mitglieder an, sich an diesen Grundsätzen zu orientieren, sich mit kulturellen Entwicklungen sowie Ergebnissen aus Wissenschaft und Kunst zu befassen und die daraus gewonnenen Einsichten nicht nur für sich, sondern auch zum Wohle unserer Mitmenschen anzuwenden. Jeder Bruder wird ermutigt, im Rahmen seiner Kräfte an der Mitgestaltung der Gesellschaft mitzuwirken und zu ihrer friedfertigen Toleranz beizutragen. Dahinter steht die Überzeugung, dass der Mensch fähig ist, in Selbstüberwindung und Selbstvervollkommnung weite und auch schwierige Wege zu gehen, wie die Kulturgeschichte unserer Völker erweist.